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Der tägliche Kampf mit dir (und mir) – mir fehlt die Kraft

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Dienstagmorgen, der Kampf beginnt. Ich bin heute sehr früh aufgestanden, viel früher als Ihr alle. Ich war im Bad, habe mich für den Tag fertig gemacht. Eure Frühstücksdosen für den Kindergarten vorbereitet, meine Sporttasche gepackt und alles schon mal ins Auto gebracht. Ich habe kurz Platz genommen um das Wetter auf dem Smartphone zu checken. Ok, heute reicht ein Longsleeve und eine dünne aber lange Leggins. Papa ist um halb sieben aufgestanden und macht sich parallel für den Tag fertig. Um sieben Uhr schleiche ich ins Zimmer um die Rollladen hochzufahren, weil es Zeit ist aufzustehen ist. Gleichzeitig hole ich euch was zum Anziehen aus dem Schrank. Als ich das Zimmer verlasse liegst du noch friedlich im Bett. Du tust so als ob du schlafen würdest, aber ich weiß das du schon wach bist.

Gleichzeitig höre ich das Löwenmädchen bei uns im Zimmer. Sie hat heute schlecht geschlafen und beim zweiten Schreianfall habe ich sie mit zu uns ins Bett genommen um dich nicht aufzuwecken. Sie ist fröhlich und kommt lachend auf meinen Schoß gekrabbelt. Ich ziehe ihr das Longsleeve und die Socken an und sie marschiert mit der Hose unterm Arm zu Papa ins Wohnzimmer, um die Windel zu wechseln.

 

wenn die Stimmung kippt

 

Der Stimmungsumbruch

Du bist wach! Bist nicht fröhlich und du lachst nicht. Du weinst, laut! Ich betrete euer Zimmer und meine Ruhe und gute Laune ist wie weggeblasen. Noch bevor irgendjemand ein Wort sagen kann, beschwerst du dich laut weinend. Du bis müde, du hast Schmerzen, es juckt oder es könnte ja noch jucken. Du lässt einfach nichts aus. Immer wieder dienstags, denke ich. Immer wieder das gleiche Drama.

Ich war gut gelaunt aufgestanden, auch wenn deine Schwester nachts geschrien hat und nicht schlafen wollte. Ich hatte gute Laune! Dann höre ich Dich, du weinst und trittst um dich während du noch im Bett liegst. Du bist nicht müde, dass weiß ich. Deine Aufstehzeit ist Freitag bis einschließlich Montag spätestens um halb sieben. An diesen Tagen bist du gut gelaunt und lachst. Sagst mir guten Morgen und umarmst mich. Dienstags kommt der Einbruch und alles ist anders.

Ich bin wütend, wütend auf dich und auf mich. Auf dich, weil du den Morgen mit geschrei anfängst, auf mich, weil ich sofort explodiere. Die Wochen vergehen und es ist immer wieder das gleiche. Ich bin es einfach leid. Seid drei Wochen dasselbe Spiel, jeden Dienstag bis Donnerstag. WIESO bloß? Mit der Wut mischen sich gleichzeitig Schuldgefühle und Zweifel. Was habe ich bloß falsch gemacht? Habe ich, vielleicht unbewusst, etwas falsch gemacht das dazu geführt hat, dass du dich so verhältst? Gleichzeitig frage ich mich, was mit mir passiert ist das ICH mich so verhalte? Bin ich eine schlechte Mama oder gar ein schlechter Mensch? Das niemand perfekt ist weiß ich aber wie weit davon entfernt bin ich in diesen Momenten!?

Warum kann ich nicht ruhig bleiben und die Angelegenheit nüchtern und entspannt behandeln. Mein Geduldsfaden scheint irgendwann angerissen zu sein, dann ist er ganz gerissen und konnte nicht mehr repariert werden.

 

Der ständige Kampft um meiner Fassung

Das Anziehen, Zähne putzen und Haare machen ist ein Kampf. Ein Kampf mit dir aber ein noch größerer Kampf mit mir selbst. Während ich versuche ruhiger zu werden, werde ich einfach immer wütender. Du hörst nicht auf! Immer weitere, neue Gründe fallen dir ein warum du jetzt weinen musst und warum du nicht im Kindergarten essen möchtest. Problem gibt es da nicht, wir haben mit den Erziehern gesprochen! Ich werde immer unruhiger, irgendwann explodiere ich, laut. Ich muss mich so unglaublich zusammenreißen. Morgens ist es hier immer laut, immer Dienstag bis Donnerstag!

Du hast dich etwas beruhig. Im Kindergarten angekommen, stelle ich mich bereits auf das nächste Gewitter ein, denn sobald ich gehen will fängst du wieder an zu weinen und klammerst dich an mich. So als würde ich dich für immer verlassen wollen. Ich verlasse den Kindergarten, wütend und mit einem schlechten Gefühl. Wütend auf dich, und wütend auf mich, weil ich wütend auf dich bin. Weil es mir keine Ruhe gibt, rufe ich nach maximal einer dreiviertel Stunde an und frage nach ob du dich beruhigt hast. Immer wieder bekomme ich dieselbe Antwort: „Ja, es ist alles prima. Sie spielt mit XY!“

Einerseits bin ich beruhigt andererseits bin ich so sauer auf dich. Sauer, weil du mich hast fühlen lassen als wäre ich die schlechteste Mutter der Welt als ich dich weinen zurücklassen musste. Dieses Gefühl wiederrum macht mich wütend auf mich selber. Du bist doch noch ein Kind. Ein Kind von knapp fünf Jahren. Es ist ein Teufelskreis aus dem ich/ wir scheinbar nicht rauskommen. Ein Teufelskreis aus Wut auf mich und dich im Wechsel.

 

Als wär nichts gewesen!

Um 14 Uhr ist Abholzeit. Heimlich beobachte ich dich,  du siehst mich nicht! Ich will wissen wie es dir geht und was du machst während ich den ganzen Vormittag ein schlechtes Gewissen hatte. Sitzt du traurig in der Ecke oder spielst du fröhlich, lachend mit deinen Freunden. Natürlich ist letzteres der Fall. Du kommst fröhlich und lachend auf mich zugelaufen, umarmst mich und ich gebe dir einen Kuss. Als wär nichts gewesen.

Ich frage wie das Mittagessen war, was das ganze Drama auslöst. „Lecker, Mama“ ist deine Antwort. Ich frage „Wie war dein Tag mein Schatz, hast du schön gespielt?“ „Ja Mama, war schön!“ ist deine Antwort. Das gleiche Feedback von den Erzieherinnen. Ich frage jeden Tag und stoße damit auf genervte Ohren, aber ich frage trotzdem, weil ich wissen will wie es dir geht, wenn ich weg bin. „War es das alles heute Morgen wert, Schatz?“ frage ich dich. „Nein, Mama!“ ist deine Antwort.

 

„Warum also der ständige Kampf mit dir, mein Herz?“ frage ich mich leise in meinen Gedanken!

 

Und jeden Tag versuche ich mich zu sammeln, meine Geduld mit dir und mir zu finden und es irgendwie durchzustehen. Morgen ist Mittwoch und ich werde es wieder versuchen. Ich werde versuchen ruhig und gefasst zu sein. Hilf mir bitte dabei! Irgendwie soll doch alles nur eine Phase sein, sagen sie doch schließlich immer alle. Ist es nur eine Phase? Ich hoffe es sehr! Wir haben es derzeit nicht leicht miteinander, mein Herz!

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